Annahmen Risiken Krisenkommunikation
Nach wie vor hält ein Virus unsere Welt in Atem. Tatsächlich ist Corona oder Covid-19 aktuell aus keinen Nachrichten mehr wegzudenken. Die Zahlen steigen. Neben den gesundheitlichen Auswirkungen hat Corona allerdings auch massive Auswirkungen auf unser wirtschaftliches und soziales Leben. Social Distancing ist das „Zauberwort“, Händewaschen Pflicht.
Nicht nur in Krisen neigen Menschen dazu, Dinge unsachlich zu betrachten. Damit meine ich nicht, sich mit einer Situation abzufinden, sondern, dass Menschen generell dazu neigen, zu vermuten und Mitmenschen Dinge zu unterstellen, die sachlich falsch sind. Die Folge: Menschen landen in einer Schublade, die Sicht auf Dinge ist schwarz-weiß, Vorurteilen und Konflikten wird freien Lauf gelassen.
Dabei ist es gerade jetzt so wichtig, sich nicht von Annahmen und Vermutungen leiten zu lassen. Auch ist es wichtig, mit seinen Mitmenschen sachlich und vernünftig zu kommunizieren und Dinge zu hinterfragen. Nur so können Missverständnisse und Kategorisierungen verringert und unter Umständen sogar vermieden werden. Wie das funktionieren kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Corona und die Sicht auf Menschen
Ich möchte Ihnen eine kleine Geschichte erzählen. Einer meiner Mandanten (schwarze Haare und schwarzer Bart) war vor einigen Tagen im Supermarkt. Dort bat er den Filialleiter, ihm 20 Packungen Hefe zurückzulegen. Der Filialleiter versprach, dies zu tun, schließlich sind in Zeiten des Hamsterns viele Regale schnell leer. So weit, so gut. Wenige Tage später ging mein Mandant wieder in den Supermarkt.
Dort sah er das Regal mit mehr als 30 Packungen Hefe und beschloss, eben 20 Packungen zu kaufen. An der Kasse geschah dann Folgendes: Der Kassierer, ein hipper junger Mann um die 20, sah die Packungen. Seine Reaktion: Er blaffte meinen Mandanten an, dass es eine Unverschämtheit sei, so viele Hefepäckchen zu kaufen, das sei „asozial“ in diesen Zeiten.
Er bestellte seinen Filialleiter zur Kasse. Dabei unterließ er Folgendes:
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Er fragte meinen Mandaten nicht, warum er so viel Hefe kaufen wollte
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Er entschloss sich stattdessen, in einen direkten Angriff überzugehen
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Er nahm etwas an, nämlich das mein Mandant Hamstern würde
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Er beließ es nicht nur bei der Aussage „asozial“
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Sondern holte sich noch Hilfe vom Filialleiter
und das war die Geschichte HINTER der Annahme:
Mein Mandant ist – wie Sie vielleicht nun angenommen haben – ein Deutscher (mit Pass) kurdischer Abstammung. Sein Großvater und auch sein Vater haben sich, wie so viele Unternehmer, von unten nach oben gearbeitet. Dabei war das Credo, dass seine Familie immer genug zu essen im Haus haben sollte. So war in Krisenzeiten immer etwas auf dem Tisch, um die Familie zu ernähren.
Diese Tradition führt mein Mandant nun weiter. Darum braucht er auch in diesen Zeiten nicht zu hamstern, denn es ist immer mehr als genug Essen zu hause. Aber Sie fragen sich: Warum kauft er 20 Hefepackungen? Es kam ihm nicht auf seine eigene Familie an, als vielmehr auf Menschen, die sich aufgrund der Pandemie in einer Notlage befinden.
So zum Beispiel ältere Menschen, die entweder nicht mehr alleine vor die Tür können oder sich schlichtweg nicht mehr zum Supermarkt trauen. Der Grund meines Mandanten, 20 Hefepäckchen zu kaufen, war Folgender: Er wollte Brot backen lassen. Er führt mit seiner Familie einen sehr erfolgreichen Betrieb mit über 60 Mitarbeitern und führt das Unternehmen sehr sozial und menschlich.
Die Mitarbeiter kommen auch in privaten Krisen zu ihm und er versucht alles, um seinen Mitarbeitern zu helfen und diese zu unterstützen. Ich als Berater empfinde dieses Verhalten als vorbildhaft! Aber zurück zur Hefe. Diese daraus gebackenen Brote sollte dann von einigen seiner Mitarbeitern, die beruflich in die Hauptstadt mussten, mit nach Berlin genommen werden.
Das Ziel: Mit diesem Lebensmittel Menschen zu helfen, die sich in einer brenzligen Situation befinden. Diesen Menschen sollte das tägliche Essen garantiert werden. Sein Interesse war es also keineswegs, in die eigene Tasche zu hamstern oder womöglich Profit aus der Hefe zu schlagen, sondern etwas Gutes zu tun und sich mit seinen Mitbürgern solidarisch zu zeigen!
Was lernen wir also aus dieser Geschichte?
Annahmen zu machen, ist schon in guten Zeiten gefährlich. Das fängt dabei an, Menschen nur vor die Stirn zu schauen. Passt uns deren Nase nicht, kategorisieren wir sie. Ein Mensch hat schwarze Haare und einen Bart? Alles klar, er ist ein Ausländer. Dieser Ausländer kauft 20 Päckchen Hefe weg? Alles klar, er denkt nur an sich und kauft allen anderen unsere Essensgrundlage weg.
Deshalb: Geben Sie Ihrem Gegenüber eine Chance. FRAGEN Sie, was ihn dazu motiviert hat, eine bestimmte Menge eines Lebensmittels zu kaufen. Finden Sie heraus, ob Ihre Annahme tatsächlich stimmt und hinterfragen Sie Ihre eigenen Sichtweisen. Gerade in Krisenzeiten ist es umso wichtiger, seine Komfortzone zu verlassen, und die beginnt im Kopf. Was wir aus der Geschichte lernen können:
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Lassen Sie uns in dieser Zeit zusammen unsere Motivationen und Gedanken hinterfragen
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Lassen Sie uns offener und toleranter gegenüber unseren Mitmenschen sein
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Lassen Sie uns hilfsbereit sein und Menschen in dieser Zeit zur Seite stehen
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Lassen Sie uns überlegen, WIE wir unseren Mitmenschen helfen können
Aufgrund der aktuellen Situation biete ich Ihnen nach wie vor und vermehrt mein Ohr für die Herausforderungen an, mit denen Sie sich nun täglich konfrontiert sehen – und das sowohl auf der beruflichen, als auch auf der privaten Ebene. Rufen Sie mich also gerne an unter +49 (0)40 8090319016 oder schreiben Sie mir hier