Buchrezension Der Humanunternehmer
„Neue Leichtigkeit für Unternehmen.“ Alle paar Monate stelle ich Bücher vor, die mir aus Sicht eines Unternehmers interessant und damit lesenswert erscheinen. In diesem Monat ist die Wahl auf „Der Humanunternehmer“ des Humanunternehmers Gunnar Barghorn gefallen.
Das im Jahr 2021 erschienene Buch beschreibt die Wandlung eines 80 Jahre alten Unternehmens, welches für lange Jahre sehr hierarchisch strukturiert war, hin zu einem Humanunternehmen. Dieses wird von einer neuen Führungskraft geleitet – eben Gunnar Barghorn – die neue Prioritäten im Umgang mit Mitarbeitern und Kunden hat.
Beim Lesen des Buches hat man das Gefühl, Augenzeuge dieser gelungenen Transformation zu sein. Der Autor beschreibt den Zustand des Unternehmens im Augenblick der Übernahme als neuer Geschäftsführer (er ist Chef in der dritten Generation), der nun für den 100-Mann-Betrieb verantwortlich ist. Er beschreibt hier auch sehr eindrücklich die Schwierigkeiten, die sowohl der Senior in puncto Loslassen hatte als auch er als sein Nachfolger, der diese zu bewältigen hatte.
Im Buch werden Vorher/Nachher-Szenen beschrieben. Diese geben dem Leser Hinweise darauf, wie ein Unternehmen neu strukturiert werden kann – auch dann, wenn eine etablierte Struktur bereits vorhanden ist.
Humanunternehmer – neue Leichtigkeit für Unternehmen
Zu den Dingen, die der Autor umgestellt hat, gehört unter anderem das Bewerbungsverfahren. Wurden Mitarbeiter in der Vergangenheit angeworben, um im Unternehmen zu arbeiten, ist dieses Prinzip mittlerweile seit Jahren vom Tisch. Laut Autor gilt nun folgende Maxime: „(…) nach unserer Wahrnehmung sind wir der Bewerber am Tisch“. Nicht der Bewerber – der übrigens keine Bewerbungsunterlagen mehr einzureichen braucht – bewirbt sich im klassischen Sinne auf die Stelle. Stattdessen wird er in einem gemeinsamen Gespräch als potentieller Mitstreiter betrachtet.
Hier ist ein wesentlicher Unterschied zu einem autoritären Führungsstil. Für Barghorn ist es wichtig, dass der neue Mitarbeiter zum Team passt, sich mit den Werten des Unternehmens identifiziert. Nicht überraschend also, dass die Angestellten die letzte Entscheidung über die Einstellung treffen. Hat „der Neue“ sich nach einigen Tagen Probearbeit bewährt und seine zukünftigen Kollegen sind einverstanden, ist er Teil des Teams.
Nicht nur solch anschauliche Beispiele werden dem Leser präsentiert. Darüber hinaus wird auch ganz allgemein dargelegt, was es heutzutage bedeutet und ausmacht, ein Humanunternehmer zu sein. Es reicht nicht, die Work-Life-Balance der Mitarbeiter alleine auszugestalten – ebenso wichtig ist, dass hierbei der Kundennutzen nicht unter den Tisch fällt.
Deshalb regt Barghorn seine Mitarbeiter dazu an, mehr Verantwortung zu übernehmen, selber Entscheidungen zu treffen, für sich selber Freiheiten zu definieren und zu verstehen, dass diese eng an die Verantwortung gekoppelt sind und in einer Balance stattfinden müssen. Wird all dies beachtet, umgesetzt und gelebt, kommt auch der Kundennutzen nicht zu kurz – und sogar eine 4-Tage-Woche ist möglich.
Ein Humanunternehmen
„Ein Humanunternehmen zu schaffen, ist eine Reise ohne festen Endpunkt. Du steuerst zwischendurch viele Häfen an, Du legst aber auch immer wieder ab. Du kannst Dich also darauf einstellen, dass Du irgendwann an irgendeiner Stelle mit irgendwas den Anfang machst. Ab diesem Zeitpunkt wirst Du aber zwei Dinge feststellen: Zum einen bist Du bei sehr vielen Prozessen Passagier, nicht Kapitän. Zumindest immer dann, wenn es Dir gelingt, Deine Mitarbeiter tatsächlich in die Prozessentwicklung mit einzubeziehen. Zum anderen sind Werkzeuge zur Unternehmensführung niemals richtig fertig.“
Philosophien wie diese prägen das Buch. Hier werden Prozesse vorgestellt, die im Unternehmen teilweise sehr gut funktioniert haben, teilweise aber aufgrund fehlenden Erfolgs nachjustiert werden mussten. Auch das gibt Gunnar Barghorn zu. Diese Offenheit und Ehrlichkeit ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Es wird hier nicht der Anspruch erhoben, den „Heiligen Gral“ der Unternehmensführung gefunden zu haben. Es ist stattdessen das Buch eines Praktikers, der Dinge in seinem Unternehmen tatsächlich verändert hat. Es kann als Leitfaden für all die Praktiker in Führungspositionen gesehen werden, die diese Änderungen ebenfalls noch implementieren möchten.
Fazit
Gunnar Barghorn ist mit diesem Buch ein Praxishandbuch gelungen, das für all diejenigen gedacht ist, die wirklich endlich Dinge verändern wollen. Er regt zudem den direkten Kontakt mit ihm an – und zwar dadurch, dass am Ende eines jeden Kapitels seine E-Mail-Adresse angegeben ist, unter der man ihn auch erreicht und dort mit ihm austauschen kann.
Ich ende mit der Seite, auf der nur ein Wort steht: MACHEN! In diesem Sinne: Eine klare Empfehlung – MACHEN! Lesen und anfangen zu machen. Hier findest Du den Link: Der Humanunternehmer